Rotwein wird in ein Glas eingeschenkt, umgeben von reifen Weintrauben

Von der Rebe ins Glas: Der Weg eines Jahrgangsweins

Jahrgangsweine sind mehr als nur ein Genussmittel – sie sind das Ergebnis von Klima, Boden und Handwerkskunst. Vom ersten Austrieb der Reben bis zur Abfüllung durchläuft jeder Wein einen präzisen und oft jahrhundertealten Prozess. Doch was macht einen Jahrgangswein besonders, und welche Schritte sind entscheidend für seine Qualität?

Das Zusammenspiel von Natur und Handwerk

Ein guter Wein beginnt im Weinberg. Sonneneinstrahlung, Niederschlag und Temperaturverläufe eines Jahres prägen das Aroma maßgeblich. Hinzu kommt die Arbeit der Winzer, die mit gezieltem Rebschnitt, nachhaltigem Pflanzenschutz und präziser Lese den Grundstein für einen herausragenden Jahrgang legen.

Die 6 entscheidenden Phasen eines Jahrgangsweins

Winzer erntet reife blaue Trauben per Hand während der Weinlese

  • Der Austrieb – der Start ins Weinjahr

Im Frühjahr erwachen die Reben aus der Winterruhe. Die ersten grünen Triebe erscheinen, und das Wachstum nimmt Fahrt auf. Eine stabile Witterung ist jetzt essenziell, denn Spätfröste können die jungen Knospen zerstören.

  • Die Blüte – ein Schlüsselmoment für die Ernte

Etwa im Juni beginnt die Blüte. Sie verläuft am besten bei warmem, trockenem Wetter. Ist die Blütephase gestört, kann es zu Verrieselung kommen – also zu einer ungleichmäßigen Fruchtentwicklung.

  • Die Reifezeit – das Terroir zeigt seine Wirkung

Jetzt entfalten sich die charakteristischen Aromen. Sonnige Tage und kühle Nächte sind ideal für eine langsame Reife, die komplexe Geschmacksnuancen ermöglicht. In dieser Phase kann der Winzer durch gezielte Laubarbeiten und Ertragsreduzierung die Qualität weiter steigern.

  • Die Lese – der perfekte Erntezeitpunkt

Ein entscheidender Moment: Die Trauben werden selektiv gelesen – entweder per Hand oder maschinell. Für hochwertige Jahrgangsweine bevorzugen viele Weingüter die Handlese, um nur optimal gereifte Beeren zu ernten.

  • Die Gärung – aus Trauben wird Wein

Im Keller beginnt die Magie der Vinifikation. Die Wahl der Gärungsmethode (spontan oder mit Reinzuchthefen) und die Temperaturkontrolle beeinflussen das endgültige Aroma. Auch die Lagerung – sei es im Edelstahltank, Beton-Ei oder Barrique-Fass – prägt den Stil des Weins.

  • Die Reifung und Abfüllung – der letzte Feinschliff

Nach der Gärung reift der Wein, um seine Aromen weiterzuentwickeln. Erst wenn er seine perfekte Balance erreicht hat, wird er in Flaschen abgefüllt. Hochwertige Jahrgangsweine lagern oft noch einige Jahre, bevor sie in den Handel kommen.

Wie lagert man Jahrgangsweine richtig?

Nicht jeder Wein ist für eine lange Lagerung geeignet, aber hochwertige Jahrgangsweine können sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte weiterentwickeln. Dabei sind drei Faktoren entscheidend:

  • Temperatur: Der ideale Lagerbereich liegt bei konstanten 10–14 °C. Zu hohe Temperaturen beschleunigen die Alterung, während zu kalte Bedingungen den Reifeprozess hemmen.
  • Luftfeuchtigkeit: Ein Wert von 60–70 % verhindert, dass Naturkorken austrocknen und Luft in die Flasche gelangt.
  • Licht & Lagerposition: Dunkelheit schützt vor UV-Strahlen, die Aromen abbauen können. Flaschen mit Naturkork sollten liegend gelagert werden, um den Korken feucht zu halten.

Die richtige Lagerung kann einen guten Jahrgangswein in ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis verwandeln. Weingüter mit langer Tradition, wie das Weingut Bassermann Jordan, achten bereits bei der Abfüllung auf optimale Bedingungen, damit ihre Weine über Jahre hinweg ihr Potenzial entfalten können.

Jahrgangsweine im Vergleich – was macht einen Jahrgang besonders?

Nicht jeder Jahrgang ist gleich. Manche Jahre bringen außergewöhnliche Weine hervor, andere bleiben hinter den Erwartungen zurück. Doch woran liegt das?

  • Witterung während der Vegetationsperiode
    Ein kühles Frühjahr kann die Blüte verzögern, während ein heißer Sommer die Reifung beschleunigt. Perfekte Jahrgänge zeichnen sich durch stabile Temperaturen mit genügend Niederschlag, aber ohne extreme Wetterereignisse aus.

  • Sonneneinstrahlung und Tages-Nacht-Schwankungen
    Sonnige Tage und kühle Nächte sind ideal, weil sie eine langsame Reifung ermöglichen. Dadurch bilden sich komplexere Aromen, ohne dass die Säure zu stark abgebaut wird.

  • Besondere klimatische Herausforderungen
    Manche der besten Jahrgänge entstehen in schwierigen Jahren. Trockenstress kann zu konzentrierten Aromen führen, während kühle Herbsttage die Frische im Wein bewahren.

  • Rebsorte und Anbaugebiet
    Manche Rebsorten reagieren empfindlicher auf klimatische Schwankungen als andere. Riesling beispielsweise kann auch in kühleren Jahren hervorragende Weine hervorbringen, während spät reifende Sorten wie Cabernet Sauvignon in solchen Jahren Probleme bekommen können.

Einige der bekanntesten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass ein perfektes Gleichgewicht aus Wetter, Rebsorte und Winzerhandwerk entscheidend ist. Diese Faktoren machen jeden Jahrgang einzigartig – und genau das macht Jahrgangsweine so spannend.

Checkliste: So erkennt man einen herausragenden Jahrgangswein

Mehrere Personen stoßen mit Gläsern Rotwein vor einem Weinberg bei Sonnenuntergang an

✅ Kriterium ℹ️ Beschreibung
Jahrgang War das Weinjahr klimatisch günstig? Heiße Sommer und kühle Nächte bringen oft hervorragende Weine hervor.
Herkunft & Terroir Renommierte Lagen und Böden sorgen für charaktervolle Weine mit typischem Stil.
Vinifikation Wurde der Wein handwerklich und schonend verarbeitet? Spontangärung oder selektive Lese sind Qualitätsmerkmale.
Lagerpotenzial Hochwertige Jahrgangsweine haben oft ein gutes Reifepotenzial und verbessern sich mit der Zeit.
Aromenprofil Typische Nuancen eines Jahrgangsweins sind vielschichtig und zeigen die Besonderheiten des jeweiligen Jahres.

Jahrgangswein als Ausdruck der Natur

Jeder Jahrgang erzählt seine eigene Geschichte – geprägt von Wetter, Boden und der Expertise des Winzers. Ob frisch und fruchtig oder tiefgründig und lagerfähig – ein guter Jahrgangswein ist immer ein Spiegel seiner Herkunft und seiner Zeit.

Bildnachweis: juraj, pawle, Rawpixel.com, Adobe Stock